Ganzheitliche Körperintelligenz: »Der Körper erzählt immer die Wahrheit, der Verstand lügt wie ge­druckt.«

 

Man könnte also sagen, dass nicht nur Kinder und Narren die Wahrheit sprechen, sondern eben auch der Körper. Daher sind er und seine Weisheit auch so ein wunderbarer Weg, sich auf die Energie und den Fluss des Lebens einzulassen. Der Verstand möchte Situationen um jeden Preis souverän meistern.

 

Die Körperintelligenz hingegen erkennt sofort, was wirk­lich zu uns passt, sich gut anfühlt und uns guttut. Sie erkennt auch sofort, was nicht zu uns passt. Körperintelligenz holt uns immer da ab, wo wir sind, und erkennt, was in unserem Leben ansteht, auch wenn unser Verstand es nicht immer als angenehm bewertet.

 

Die Frage ist nun natürlich, wie wir Zugang zur Körperintelligenz bekommen. Die Antwort lautet: über das Spüren und die Lenkung der Aufmerk­samkeit. Das mag vielleicht etwas simpel erscheinen, ist jedoch in einer Kopfgesellschaft überhaupt nicht banal. Spüren, Spüren und noch mal Spüren ist der einfachste Zugang zur Gleichzeitigkeit und Gleichwertigkeit der Anteile Körper, Geist und Seele und damit der Weg in die Körperintelligenz.

 

Input und Output

 

Gelingt es, den Aufwand oder Input auf ein angemessenes Maß zu
reduzieren, führt das zu einem besseren Ergebnis oder Output.

 

Das Prinzip dahinter ist, wenn ich reduziere, sprich den Input verkleinere, dann vergrößert sich automatisch der Output. Dabei verwechseln wir jedoch oft In-und Output. Denn »notwendig« bedeutet erst mal, wieder in die Ganzheit zu kommen, dann entsteht der nötige Output von allein.

 

Nehmen wir an, du studierst an der Uni und bist gerade dabei, deine Abschlussarbeit zu schreiben. Dann geht es nicht darum, nur das Minimum dafür zu tun. In diesem Fall würdest du einfach nur eine schlechte Note bekommen. Gehst du nach dem genannten Prinzip vor, würdest du klar und einfach die notwendigen Punkte für ein bestimmtes Kapitel aufschreiben und sie einmal solide mit Literatur belegen. Es geht nicht darum, noch viele weitere Quellen zu suchen oder etwas überflüssig auszuschmücken, sondern darum, wirklich nur das zu tun, was es braucht.

 

Dabei fällt Druck von uns ab, unser kreativer Raum bleibt offen, und wir geben mit viel weniger Auf­wand (Input) eine viel bessere Arbeit ab (Output). Das klingt na­türlich aufgrund unserer normalen (V)Erziehung zur Leistungsori­entierung erst mal abwegig, und es braucht die Erfahrung, dass das Prinzip wahr ist, um es aus der Theorie zu holen. Erfahrun­gen machen wir aber nun einmal mit dem Körper.

 

Es entsteht eine Art körperlicher Erfahrungsanker, der es uns dann jederzeit ermög­licht, wieder mit der Körperintelligenz in Berührung zu kommen. So­mit wechseln wir über und durch den Körper die Bewusstseinsebene.

 

Mit der Zeit vollzieht sich dieser Wechsel immer leichter und schnel­ler, und es ist möglich, jederzeit sofort in den Zustand rein- und wie­der rauszuswitchen. Es ist also nicht vorgesehen, ständig in der Körperintelligenz zu sein. Wir wachsen daran, dass es uns mal gelingt, in die Körperintelligenz zu kommen, und ein anderes Mal überhaupt nicht.

 

Nur so lernen wir, erst mal wieder den Unterschied zwischen beiden Zu­ständen zu spüren. In besonders stressigen, angsteinflößenden oder anderweitig blockierten Situationen sind wir manchmal überhaupt nicht in der Körperintelligenz, und dann öffnen wir uns mitten in der Situation, nehmen an, was ist, und erleben eine tiefe Heilerfah­rung. Dabei ist essenziell, dass Körperintelligenz niemals einen Schutz vor den Unwägbarkeiten des Lebens darstellt. Im Gegenteil, sie bringt uns mit dem Leben in einen tiefen Kontakt.

 

 

Erfahrungen, die einen Flow bedeuten

 

Eine der genialsten Persönlichkeiten unseres Kulturkreises, Leo­nardo da Vinci, wird folgender Ausspruch zugeschrieben: »Einfach­heit ist die höchste Stufe der Vollendung.« Es geht also erstens darum, die Dinge wieder einfach zu machen (Betonung auf einfach) und zweitens auch Dinge einfach wieder zu machen (Betonung auf machen).

 

Das steht auch im Gegensatz zu einem der Lehrsätze in unserer Kultur, der lautet: »Wenn du das machen willst, dann denk vorher noch mal ausgiebig drüber nach.« Mir ist irgendwann aufge­fallen, wie viele Erlebnisse und Erfahrungen ich mir im Leben ver­wehrt habe, weil ich vorher zu viel über etwas nachgedacht habe, statt es »einfach« zu verwirklichen.

 

Zum Spüren der Körperintelligenz ist es von größtem Vorteil, Erfahrungen zu machen und sie erst hinterher in Worte zu kleiden. Und Erfahrungen können jederzeit in unserem Alltag machen.

 

Körperintelligenz und Bewegungsintelligenz sind Zwillinge. Bei der Bewegungsintelligenz werden heilende Variationen von Möglichkeiten für das Bewegungsrepertoire angeboten. Der intelligente Körper, sprich das Nervensystem, wählt dann das für dieses System idealste Muster von alleine aus.

 

Körperintelligenz benutze ich als ganzheitliches Verfahren bei psychosomatischen Beschwerden.

 

Wo begegnen dir Körperintelligenz oder Bewegungsintelligenz im Alltag? Schreib es mir!

 

Bewegungsintelligenz, Körperintelligenz Sounding Board, 1 Problem 3 Coachens

Last Updated on Februar 12, 2022 by Dr. Ruth Mischnick