Die konsumorientierte Lebensweise hat ihren Preis. Offenbar ist die Zeit gekommen, einen neuen Weg einzuschlagen. So sehr wir die guten Seiten des Wohlstandes schätzen, erkennen wir doch, dass er allein unsere Sehnsucht nach dem Sinn des Lebens nicht stellen kann. Also machen wir uns auf den Weg: wir lassen uns berühren von neuen Erfahrungen und Begegnungen und Botschaften. Jede kleine Entdeckung ist eine Bereicherung. Je näher wir dem Wesentlichen kommen, desto intensiver spüren wir das Leben.
Auf dem Weg zum Wesentlichen
Der Pilger und unterwegs ist, erlebt und genießt mit allen Sinnen die Schönheit und Vielfalt der Natur. Achtsamkeitsweg die Liebe zu allem, was lebt. Pilgern für zur Mitte und verschaffte Seele Raum zum Atmen. Ruhige Orte der Kraft laden ein zum innehalten und meditieren, zu schweigen und hören. Lieder und Texte wecken immer wieder die Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit und Umkehr im Leben. Pilgern wir erleben auf ihren Wegen herzliche Gastfreundschaft, wenn sie abklopfen und um Aufnahme bitten..Menschen öffnen sich für einander, Begegnung wird zum Geschenk.
Wer den Weg nach innen wagt, wird auch seiner Verantwortung für die Welt entdecken und wahrnehmen. Es kann heilen, was verwundet, es wird gesund, was aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wer alte Wege verlässt und aufbricht, gewinnt neue Perspektiven und findet Frieden im Herzen. Hoffnung bricht sich eine Bahn und ermöglicht ein Leben in Gelassenheit und Fülle.
Verbindung von Himmel und Erde
Wenn wir pilgern, sind wir der Natur nahe. Wir lernen sie zu achten, zu lieben, wir ahnen, dass sich größeres dahinter verbirgt. Die unsichtbare Wirklichkeit bildet sich in der sichtbaren Welt ab. Beides gehört zusammen wie Himmel und Erde, wie Winter und Sommer, wie Geist und Seele.
Pilgern ist ein Weg zu uns, zu unseren mit Menschen und zur Umwelt. Wer sich auf eine Pilgerreise begibt, macht sich auf den Weg, der von dem gewohnten Weg führt, vom eigenen Haus, dem Dorf oder der Stadt. Das kann helfen, Distanz zum Alltag zu gewinnen und wieder klarer auf das eigene Leben zu schauen, zu sehen, wofür man dankbar ist, was einen glücklich macht, wo das Leben gelingt oder was einen bedrückt, was die tiefste Sehnsucht ist.
Zu pilgern heißt ausgerichtet sein auf ein Ziel, das mit Heil und Leben verbunden ist. Man begibt sich von einer äußeren Realität auf einen inneren Weg.
Die meisten Menschen pilgern mit einem Anliegen: Dank, bitte, loslassen. Das pilgern ermöglicht die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, neue Wege zu suchen und zu finden. Es ist die Bereitschaft, nicht mehr ins alte zurückzukehren. Denn eine spirituelle Erfahrung verändert immer. Der Pilger kehrt in den Alltag zurück, aber gewandelt, mit neuen Erkenntnissen. Man kommt immer anders heim, als man weggegangen ist. Das merkt man am Wirken und Tun.
Pilgern ist keine leere Spaßbewegung, sondern eine klare Ausrichtung auf Mensch und Natur. Es bedeutet, sich aufmachen, suchen, Endlichkeit erleben, Grenzen erfahren. Dazu ist es wichtig, den Kurs zu halten und nicht gleich umzukehren, wenn es gerade mal nicht angenehm erscheint.
Sinn-Voll
Wir sind leibliche, sinnliche Wesen; alle Erfahrung und Erkenntnis wird durch die Sinne vermittelt. Pilgern bietet dazu viele Wege und Erfahrungen, unsere Sinne werden intensiv belebt: wir sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen alle Eindrücke auf dem Weg. Besinnungsfragen beim Beginn der Pilgerreise und bei jedem neuen morgendlichen Aufbrechenden sind Begleiter.
Der moderne Wertewandel und der Trend zum Pilgern hängt zusammen. Viele Menschen suchen nicht nur nach Konsum und Wellnessspaß. Die Auseinandersetzung mit fundamentalen Lebensfragen, die Suche nach einem Sinn und die Sehnsucht nach Spiritualität lassen sie aufbrechen auf alten und neuen Pilgerwegen.
aufbrechen ist der Entschluss, seinen Traum zu verwirklichen. Es bedeutet auch, sich der Herausforderung ungewohnten Gehens, körperlicher Bewegung, einer neuen Umgebung, der Natur, dem Verzicht auf Konten vor der Stille zu stellen; etwas zu verlassen und sich für Neues zu öffnen. Ungewöhnliche Situationen sind Chance zur Wandlung. Pilger folgen unbewusst der Sehnsucht nach Erfüllung. Sie machen sich auf den Weg, weil sie das innere Glück suchen, nicht nur, weil sie ein konkretes inneres Ziel haben – denn Wandlung ist nicht berechenbar. Sie beginnen eine besondere, bewusste Wanderschaft am Lebensweg.
in vielen Religionen führt der Weg zur Selbstfindung und spirituellen Erfahrung über den freiwilligen Verzicht, die Askese. Loslassen üben – sich lösen vom Alter, von belastenden, von Fixierung-und offen werden für neue Lösungen. Die Übung des loslassen hilft auch im Alltag Stress und Fixierungen zu lösen; so kann ich erfahren, dass ich nicht gelebt werde, sondern mein Leben selbst gestalte.
Welche Erfahrung hast du mit Pilgern gemacht?
Last Updated on August 18, 2019 by Dr. Ruth Mischnick
Pilgern
Liebe Dr. Ruth,
Sie sprechen mir aus dem Herzen, ich kann Ihre Empfindungen und Gedanken gut nachvollziehen. Wenn ich in jungen Jahren schweren Mutes war, dann stieg ich auf meinen Hausberg, von Kaltern auf die Mendel hinauf. Viele Berge und Gipfel Südtirols und des Trentinos folgten. Und Schritt für Schritt gab ich die Traurigkeit ab. Das Wandern wurde mir zur wöchentlichen Therapie. Viele Berge und Gipfel Südtirols und des Trentinos folgten.
Im Jahr 2001 ging ich dann den klassischen, den französischen Jakobsweg. Es folgten der Camino de la Plata, Camino primitivo, Camino del Norte, Camino Portuguese. Wunderbare, heilsame Monate.
Einen großen Wanderwunsch habe ich noch, den Sultans-Trail, der von Wien nach Istambul führt. Vielleicht im nächsten Frühjahr.
Wünsche Ihnen noch viele gute Erfahrungen auf den Pilgerwegen. Und herzlichen Dank für die vielen Übungen und Artikel, die Sie mit uns teilen.
Herzliche Grüße von Hansjörg Auer