Kommunikation zwischen Seele und Körper. Heil-Imagination oder Visualisierung, d. h. die Fähigkeit jedes Menschen, in Entspannung Körper und Geist miteinander in Verbindung treten zu lassen, ist eine geeignete Methode, seinen eigenen Weg zu gehen, um Wohlbefinden zu finden. Sie ermöglicht einen Einblick in Beschwerden, unterstützt das Vertrauen in den Körper sowie die eigenen Selbstheilungskräfte.

 

Gesundheit mental zu unterstützen, gehört seit Tausenden von Jahren zum Repertoire der Medizin. In der griechischen Antike wurden Kranke zum „Tempelschlaf“ angeleitet, bei vielen Nachfahren von Ureinwohnern werden bis heute Entspannungszustände bei Patienten und Behandlern genutzt, um tiefe Schichten des Bewusstseins für Heilungsprozesse zu aktivieren.

 

Körperlich-geistige Zusammenhänge fanden bis zur Jahrhundertwende in der Medizin Berücksichtigung. Krebs wurde noch im 19. Jahrhundert als eine Krankheit in Folge von Kummer angesehen. Mit den Entdeckungen der Pharmakotherapi und der modernen Chirurgie trat jedoch ganzheitliches Denken in den Hintergrund.

 

Erst in den 1950er Jahren wurde es unter anderem durch Thure von Uexküll (Begründer der psychosomatischen Medizin, 1908–2004) und Ernest L. Rossi (US-amerikanischer Psychologe, geb. 1933) wieder thematisiert. In dieser Zeit entdeckte man Imaginationstechniken zunächst innerhalb der Psychotherapie wieder neu, und es vergingen weitere 30 Jahre, bis sich auch die Medizin wieder auf diese Methoden besann.

 

 

Innere Bilder der Selbstheilung machen Mut

 

In den 1980er Jahren beobachteten Carl O. Simonton (Facharzt für Strahlenkunde, Onkologe, USA, 1942–2009) und Jeanne Achterberg (Professorin für Psychologie, USA), dass Krebspatienten, die aktiv an ihrer Gesundung mitarbeiteten und eine kraftvolle Vorstellung ihres Immunsystems und anderer am Heilungsprozess beteiligter Organsysteme hatten, eine längere Überlebenszeit und bessere Lebensqualität aufwiesen als Patienten, die das Krankheitsgeschehen als übermächtig erlebten, dem sie nichts entgegensetzen konnten.

 

Dies inspirierte Simontonund Achterberg zu Forschungsprojekten, bei denen Erkrankte angeleitet wurden, mit vorgegebenen Bildern (Immunzellen als weiße Ritter im Kampf gegen schwarze Eindringlinge oder Schädlinge) ihre Heilungskräfte zu mobilisieren. Diese Bilder empfanden jedoch viele Menschen als unpassend. In der Folge setzten die Forscher immer individuellere Vorstellungen ein. Sie entdeckten, dass auch zunächst mutlose Menschen an Zuversicht gewinnen, dass Wohlbefinden in gewissem Maße erlernbar ist.

 

Heute werden vielfach frauenspezifische Heilbilder eingesetzt, Es werden die inneren Bilder zu einer Art „Eigendiagnose“ herangezogen, d. h. die Personen konfrontieren sich im Entspannungszustand mit dem inneren Bild der Erkrankung, halten im Körper Ausschau nach Heilungskräften, befragen „die alte Weise“, wie sie die gewonnenen Erkenntnisse im Alltag umsetzen können.

 

Das Ergebnis ist ein selbst entwickeltes Heilungsritual, das aus konkreten Maßnahmen (Ernährung, Bewegung, Veränderung, etc.) bestehen kann sowie aus regelmäßigen Visualisierungsübungen, bei denen die Person sich den Heilungsprozess bildlich vorstellt.

 

 

Atemübung stoppt Gedankenkarussel

 

Um innere Bilder visualisieren zu können, bedarf es der Veränderung des alltäglichen, vordergründigen Denkens hin zu einem Zustand der eine Art Tagträumerei darstellt. Dieser halbbewusste Zustand kann durch die Anleitung zu einer atembetonten Entspannung hervorgerufen werden. Indem man sich auf den Atem konzentriert und diesen durch die einzelnen Körperteile strömen lässt, kommt das Gedankenkarusell zum Stehen, wohlige Leere tritt ein, die sich in veränderten Hirnströmen manifestiert, ähnlich einer Meditation.

 

Ruhige Musik kann das Eintreten in diesen Entspannungszustandunterstützen. Eine Arbeit von Achterberg bestätigte, dass allein
schon die regelmäßige Entspannung des Körpers das Immunsystem stärkt.

 

In einer Basis-Übung der Heil-Imagination versetzt sich die betroffene Person in ihrer Vorstellung an einen angenehmen Ort. Noch bevor Körper- oder Heilungsbilder wachgerufen werden, dient dieser Ort dem Schutz und der Zuflucht sowie zum Kraftschöpfen.

 

In stressigen Zeiten und wo auch immer man sich befindet, im Krankenhaus, in einer unguten Beziehung oder einem unbefriedigenden Beruf, kann
man sich gedanklich an diesen sicheren Ort versetzen – und sei es nur für fünf Minuten.

 

Diese Methode ist eine außerordentlich alltags-taugliche Form der Entspannung und wirkt sehr heilsam. Manche unterschätzen diese kleine Übung, aber selbst für körperlich stark eingeschränkte Menschen kann die Vorstellung, noch einmal wie vor Jahren am Strand entlang zu spazieren, ein Lichtblick im Alltag als Kranke/r sein. Allein das innere Bild mobilisiert Kräfte, die einem Heilungsprozess zuträglich sind.

 

 

Der Körper zeigt, was er sich wünscht

 

Menschen entwickeln in der Entspannung sehr individuelle Bilder von ihrem Körperinneren. Erkrankte Organe zeigen sich oft bildhaft, z. B.stellte sich das Myom einer Patientin in der Gebärmutter als Ei mit buntem, lebendigem Inhalt dar, der Anteile der Persönlichkeit zeigte, die gern gelebt werden möchten, bisher aber unterdrückt wurden. blinkten auf einem entzündeten Es gab das hastige Anschwimmen gegen den Aortenstrom den Hinweis, sich
das Leben etwas leichter einzurichten. Oder beschwerte sich eine Schilddrüse, dass sie mit ihrer hohen Aktivität Ausdruck eines zu hohen Lebenstempos ist.

 

Dies sind Beispiele für innere Bilder, die die psychosomatische Hypothese bestätigen, dass Beschwerden einen Hinweis auf eine ungesunde oder unangemessene Lebensweis enthalten können. Es gibt jedoch keine für alle Menschen geltende Bedeutung von Erkrankungen.

 

In einer weiteren Technik, der Organaufstellung, „berichten“ betroffene Organe, was ihnen fehlt, bzw. was sie sich wünschen. Diese Wünsche haben nicht selten symbolischen Charakter: Mehr Luft, mehr Licht, mehr Farbe, mehr Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit. Viele dieser Hinweise führen zu konkreten Maßnahmen.

 

 

Die innere Heilerin gibt Rat

 

Eine höchst wichtige Instanz in Selbstheilungsprozessen ist die innere Heilerin, die auch ein Rat gebendes Tier oder ein anderes Wesen sein kann. Stehen Entscheidungen an wie Operationen oder andere Therapien, wozu Experten oft unterschiedliche Ansichten haben, gilt es die Vorschläge und Wünsche des Körpers umzusetzen.

 

In der Vorstellung kann der Betreffende dieses Wesen aufsuchen und mit ihm sprechen. Es zeigt verbal oder nonverbal auf, worum es wirklich geht, verdeutlicht Themen oder gibt Hinweise für konkrete Schritte im Alltag.

 

Manche Klientinnen hören eine Stimme oder spüren nur, „dass da jemand ist“. Andere sehen sich selbst, ihre längst verstorbene Großmutter, eine Märchenfigur, einen alten Indianer.

 

Die inneren Heilerinnen sind Ausdruck der Eigenkompetenz, die zwar in jedem Menschen vorhanden, jedoch meist unter tatsächlichen oder vermeintlichen Erwartungen, Ansprüchen und Rollenzuschreibungen vergraben ist. Ihr Rat zielt immer auf Gesundheit, Lebensfreude und Entfaltung.

 

Sie aufzusuchen macht Menschen unabhängig vom Urteil Außenstehender und gibt ihnen Leitlinien für ein selbst bestimmtes Leben, angemessene Therapien und konkrete Maßnahmen der Gesundheitsfürsorge. Vielleicht wussten sie schon vorher, dass ihnen die eine oder andere Maßnahme gut tun würde. Dennoch wird ein gesundheitsförderlicher Vorsatz eher umgesetzt, wenn er aus den eigenen Quellen gespeist wird.

 

Kein Rat von außen kann besser sein als die eigene Einsicht.

 

 

Mehr Aufmerksamkeit für Körpersignale!

 

Der Wunsch z. B. nach Licht, Luft, Wärme, Wasser, Bewegung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit oder Reinigung kann erfüllt werden. Dabei ist Kreativität
gefragt: Hatten sie sich nicht schon immer vorgenommen, einmal täglich bei jedem Wetter für eine halbe Stunde an die frische Luft zu gehen? Sich bei einem Fitness-Studio anzumelden? Sich einmal die Woche mit einer Freundin zum Feldenkrais oder zum Schwimmen zu treffen? Hatte der Arzt nicht ohnehin eine Frühjahrskur vorgeschlagen oder geraten, dem Körper und seinen Signalen mehr Aufmerksamkeit zu schenken?

 

Wenn Frauen sich morgens mit einer freundlichen Ansprache vor dem Spiegel auf einen Tag als entspannte, selbstsichere Frau einstimmen, haben Sie gute Chancen, dass die Kollegen oder Kunden sie nicht so leicht aus dem Konzept bringen und sich ihre Beschwerden bessern. Eine visualisierte Schutzhülle vor der Unterredung mit dem Chef hilft, berechtigte Wünsche von Zumutungen zu trennen und hat schon manchen Bluthochdruck auf
Dauer besänftigt.

 

 

Visualisierungstechniken sind wissenschaftlich gut untersucht

 

Sie enthüllen im Krankheitsfall körperlich-geistig-seelische Zusammenhänge. Sie zeigen nicht nur Stressfaktoren oder unangemessene Verhaltensweisen auf, sondern wirken aktiv auf den Körper ein. Dieser hält Informationen bereit, wie z. B. ein gesunder Stoffwechsel, ein aktives Immunsystem, eine entspannte Herztätigkeit vor sich gehen und was der Patient hierfür tun kann. Die innere Heilerin gibt authentischere Ratschläge, als dies ein noch so professioneller Außenstehender tun kann. Nutzen wir diese Ressourcen!

 

Körper und Seele verbinden

Dr. Ruth Mischnick bietet Kurse und Einzelbegleitungen an, in denen die innere Heilerin durch Imaginationsverfahren belebt wird.

Last Updated on Juli 17, 2022 by Dr. Ruth Mischnick