Zum Abschluss der Reihe um neue Gehmuster: Die Feldenkrais Lektion Beckenkreis.
Um die entstehenden Probleme rund um die Nichtbelastung des Körpers besser verstehen zu können, sollte man ein bisschen in die Biomechanik eintauchen. Der Bewegungsapparat funktioniert nach dem Ökonomieprinzip. Das bedeutet, dass Bewegung mit möglichst geringem Energieaufwand erfolgen sollte. Egal um welche Bewegung es sich handelt, sie sollte in der »neutralen Zone« stattfinden. Das ist jener Bereich eines Gelenkes, in dem eine Bewegung den geringst-möglichen muskulären Aufwand braucht. Die passiven Strukturen des Gelenkes, die die Bewegung führen sollen, leisten nur geringen Widerstand, dabei wird das Gelenk über die Muskeln stabilisiert. Die Stabilität eines Gelenkes während der Bewegung ist ein zentraler Punkt für schmerzfreie Bewegung.
Ist die Beweglichkeit des Gelenkes eingeschränkt, so ist die »neutrale Zone« kleiner, es treten früher höhere Widerstandskräfte auf. Der Körper muss mit einem höheren muskulären Aufwand reagieren, um das nötige Bewegungsausmaß zu erreichen. Es entsteht Druck im Gelenk, und es wird bei jeder Bewegung belastet. Dieser Druck kann so hoch werden, dass er das Gelenk sogar schädigen kann. Je öfter nun eine solche Bewegung durchgeführt wird, desto größer ist der schädigende Einfluss.
Die Stressreaktion
Diese anfänglich kleinen Veränderungen sind nur schwer zu identifizieren. Sie verursachen weder große Schmerzen, noch sind sie beim Röntgen, bei der Computertomographie, beim MRT etc. zu erkennen. Hier hilft nur eine gezielte funktionelle Untersuchung des Bewegungsapparates. Erfolgt diese Abklärung jedoch nicht und wird weiterhin in einem falschen Bewegungsausmaß, mit falschen Bewegungsmustern und Bewegungsabläufen trainiert, so führt dies zu den sogenannten Stressreaktionen.
Der Körper reagiert mit Schmerzen, die jedoch meistens rasch abklingen, wenn das betroffene Gelenk ein paar Tage nicht belastet wird. Allerdings sollte hierbei nicht vergessen werden, dass das ursprüngliche Problem der Fehlbelastung durch die Entlastung nicht gelöst worden ist. Die nächste Belastung wird wieder ähnliche Reaktionen hervorrufen.
Der Organismus versucht zwar die Bewegungsmuster so weit zu verändern, dass der Schmerz weitgehend vermieden werden kann, die Folge hiervon ist aber, dass man sich damit immer weiter von den »optimalen« Bewegungsabläufen entfernt. Die Belastung im gesamten Bewegungsapparat nimmt zu. Sie wird zwar anders verteilt, aber sie geht immer zu Lasten einer vielleicht bis jetzt noch nicht betroffenen Struktur.
Bewegungslernen
Auch ein abgenutztes Gelenk kann belastet werden. Allerdings ist die Belastungsfähigkeit deutlich herabgesetzt, und es muss die neu verteilte Belastung in anderen Teilen des Bewegungsapparates bedacht werden. Prinzipiell ist eine Arthrose kein Grund, um körperliche Belastungen komplett zu vermeiden. Man muss sich nur der eingeschränkten Leistungsfähigkeit bewusst sein.
Dazu ist es notwendig, neue Bewegungsmuster zu lernen bzw. seine Bewegungsabläufe in Richtung der normalen, natürlichen Physiologie zu optimieren. Sehr häufig benötigt man dazu Hilfe von außen. Ein guter Therapeut erkennt meistens sehr rasch die Problematik und kann bei der Korrektur behilflich sein. Diese Korrektur kann in manchen Fällen in einer reinen Veränderung der »Technik« liegen, oder es sind passive Maßnahmen, wie Physiotherapie, Feldenkrais, Massagen etc. nötig, um dem gewünschten Ziel näher zu kommen.
Das Ziel ist eine technisch saubere, gut muskulär geführte Bewegung im Rahmen des physiologisch vorgesehenen Bewegungsrahmens.
Es macht also Sinn, sich Gehmuster anzugewöhnen, die diesen Grundsätzen entsprechen
Feldenkrais Lektion Beckenkreis
Hier ist sie, die Feldenkrais Lektion Beckenkreis. Die freie Beweglichkeit des Rückens ist sehr wichtig für das Gehen – nicht nur im Gelände.
Und für die Integration gibt es selbstverändlich auch die Übung im Stehen. Der Hüftkreis.
Wie hast du die Lektionen erlebt? Schreib es mir. Hat sich dein Gehen verändert?
Last Updated on Oktober 28, 2020 by Dr. Ruth Mischnick
Ich bin erstaunt, wesentlich lockerer. Vor allem sofort weniger Schmerzen.