Die 6 Faktoren gesund zu leben im Alter zwischen 50 bis 100

 

Was wird benötigt, damit die Augen sehen können? Das Licht. Was wird benötigt, damit die Ohren hören können? Töne.

Was wird benötigt, damit das Gehirn leistungsfähig bleibt? Herausforderungen! Das Gehirn ist ein soziales Organ.

Das Gehirn, so lautet die vielleicht wichtigste Erkenntnis der Hirnforscher, lernt immer, und es lernt das am besten, was einem hilft, sich in der Welt zurecht zu finden und die Probleme zu lösen, die sich dort und dabei ergeben.

Das Gehirn ist also nicht zur Monotonie erschaffen, sondern zum Lösen von Problemen optimiert.

 

   4.    Soziale Kontakte

 

Warum sind soziale Kontakte wichtig für das Gehirn?

Wir brauchen andere Menschen wie die Luft zum Atmen. Kontakte halten uns geistig fit. Denn im Austausch mit anderen sind wir auf vielfache Weise gefordert.

Im Gespräch hören wir nicht nur, was gesagt wird, sondern nehmen auch die Stimmung, den Tonfall und die Mimik unseres Gegenübers wahr.

Dabei sind die Konzentrationsfähigkeit, das Kurzzeitgedächtnis, die Sinne und das Sprachvermögen gefragt. Unser Gehirn ist also besonders gefordert. Deshalb ist Geselligkeit auch so wichtig.

 

Was ist sinnvoll?

Tauschen Sie sich regelmäßig mit Menschen aus, die Ihnen etwas bedeuten, verabreden Sie sich mit Freunden und knüpfen Sie neue Kontakte. Starten Sie gemeinsame Aktivitäten und schlagen Sie so zwei Fliegen mit einer Klappe.

Denn alle Möglichkeiten, die ich Ihnen bisher vorgestellt habe, machen gemeinsam mehr Freude. Kochen und Genießen, Sport treiben, sich Hobbies widmen oder neuen Herausforderungen stellen –  suchen Sie sich Gleichgesinnte und Mitstreiter.

Wenn man älter wird, muss man leider immer häufiger miterleben, dass sich das Umfeld durch Verluste von Menschen verändert. Deshalb ist es wichtig, weiterhin offen zu sein für neue Begegnungen.

Informieren Sie sich in der Tageszeitung, welche Aktivitäten in Ihrer Nähe angeboten werden. Besu­chen Sie Kurse an der Volkshochschule. Ob Sport-, Mal- oder Computerkurse, ob Handarbeiten oder Handwerk — die Auswahl ist groß.

Kirchengemein­den haben oft regelmäßige Angebote. Viele Vereine freuen sich über neue Mitglieder. Verabreden Sie sich mit Freunden zum Karten spielen, zu einem Spaziergang oder singen und musizieren Sie gemeinsam.

Haben Sie schon einmal überlegt, ehrenamtlich tätig zu werden? Für viele Aufgaben werden Men­schen mit Erfahrung und Zeit gesucht.

Viele emp­finden ein ehrenamtliches Engagement als sehr erfüllend, weil ihr Einsatz einen konkreten Nutzen hat und sie gebraucht werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Stadt oder Gemeinde über Ihre Möglich­keiten vor Ort.

 

Ziehen Sie sich nicht in ein Schneckenhaus zurück

Einsamkeit reduziert – emotional, körper­lich und geistig. Zu viel Alleinsein kann zu Melancholie, Blut­hochdruck und Herzerkrankungen führen und ist genauso schädlich wie Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel.

 

   5.    Organisches Lernen

 

Warum ist organisches Lernen wichtig für den Geist?

Beim organischen Lernen werden Nervenzellen neu verschaltet. Es entstehen neue Nervenbahnen. Wie bei einem kleinen Kind. Dabei ist es gleichgültig wie alt der Lernende ist.

Eine Form des organischen Lernens ist die sogenannte Feldenkrais Methode. Prof. Dr. Gerald Hüther, Gehirnforscher:

Ein Verfahren, das sich für das Anti-Aging des Gehirns außerordentlich gut eignet und das sich bereits seit Jahrzehnten im praktischen Einsatz bewährt hat, ist die Feldenkrais-Methode.

Feldenkrais erarbeitete einen körperbezogenen Lernprozess, bei dem man Schritt für Schritt und in sanfter Weise erlernen kann, Hindernisse zu überwinden.

Man verspürt nicht nur das Gefühl größerer Freiheit, sondern auch die Fähigkeit, Herr seines Tuns zu sein, das Leben nach seinem Wunsch gestalten zu können.

Mit dem organischen Lernen sind Sie in den Weiten des Gehirns als grenzenlos neugieriger Pfadfinder unterwegs. Das ist eine perfekte Form Körper und Geist gleichzeitig zu aktivieren.

 

Wie kann man das im Alltag umsetzen?

Drei Übungen in der Woche reichen. Es gibt viele tausende Lektionen, so dass keine Langeweile aufkommt. Manche sind 10 Minuten lang, andere etwas länger.

Mit den Feldenkrais-Übungen erfahren Sie, wo Sie in Ihren Bewegungsmöglichkeiten Alternativen haben. Und diese Alternativen ausgeführt – meist am Boden liegend – führen dazu, dass ihr Geist lernt.

Das geschieht durch feinste, bewusst ausgeführte Bewegungsabläufe, die Sie von Mal zu Mal individuell erweitern.

Indem sie so neue Varianten entdecken und erleben, werden sie nicht nur körperlich beweglicher und stabiler, sondern auch psychisch gelöster und geistig fitter. Eben jünger!

Es gibt Verschiedene Möglichkeiten, sich dem organischen Lernen zu nähern. Sie werden Kurse in Ihrer Gemeinde finden. Auch die Volkshochschule hält Feldenkrais Angebote bereit.

Sie können im Internet nach kostenfreien Übungen Ausschau halten, von denen es eine Unmenge gibt.

Hier stelle ich Ihnen eine Feldenkrais Lektion online vor.



Rendezvous von Körper und Geist

Moshé Feldenkrais hat gesagt. Was ich anstrebe, sind nicht bewegliche Körper sondern bewegliche Gehirne.

In diesem Sinn wird die Verbesserung spezieller Bewegungen im Laufe des Lernprozesses lediglich zum angenehmen Nebenprodukt.

Der wahre Gewinn liegt in der Tatsache, dass Ihr Leben eine neue, positive Richtung nimmt.

Wenn Sie die Übung ausprobieren beachten Sie Folgendes:

 

Langsamkeit

Es ist erstaunlich, aber wenn Sie sich Zeit für sich selbst nehmen, lernen Sie mehr als durch vermeintliche Schnelligkeit.

 

Bestehen Sie auf Komfort

Es gibt keine Belohnung für das Ausharren in unbequemen Haltungen. Verändern Sie die Position, wenn etwas nicht angenehm ist.

 

Konkurrieren Sie nicht mit sich selbst

Die Lektionen sind nicht kreiert, um zu sehen, wie weit Sie sich bewegen können, wie hoch Sie etwas heben können oder wie gut Sie sich strecken können.

 

Benutzen Sie Ihre Vorstellungskraft

Erlauben Sie Ihrer Vorstellungskraft Sie zu unterstützen. Wenn die Bewegung vor Ihrem geistigen Auge klar wird, dann kann Ihr Gehirn darauf in exzellenter Weise reagieren. Es unterstützt dann die Umsetzung der Bewegung mühelos.

 

Machen Sie genügend Pausen während der Lektion

Die Bewegungen sind, obwohl sie sanft und angenehm, für das Nervensystem eine Neuerung. Die Zeit der Pausen wird von ihrem Nervensystem zur Integration des Erlernten genutzt. Bewegung ist die Sprache des Gehirns.

 

   6.    Medizinische Vorsorge und weitere Risikofaktoren

 

Wenn Sie sich gesund ernähren, mit Freunden und Verwandten in Kontakt bleiben und sich körperlich und geistig fit halten, haben Sie schon einiges getan, um sich vor der Alterung des Gehirns zu schützen.

Zudem sollten Sie auf eine gesunde Lebensweise achten und gesundheitliche Risikofaktoren vermeiden. Sprechen Sie mit ihrem Arzt und lassen Sie sich regelmäßig untersuchen.

Was gut für das Herz ist, nutzt auch dem Gehirn. Unser Hirn braucht Sauerstoff und Nährstoffe, um zu funktionieren. Das Herz pumpt sie über den Blutkreislauf zum Gehirn.

Deshalb bringen gesund­heitliche Probleme, die die Blutgefäße beeinträch­tigen, auch ein erhöhtes Alzheimer- und Demenz-Risiko mit sich.

 

Bleiben Sie gesund

Achten Sie deshalb besonders auf Anzeichen für Gefäßerkrankungen. Lassen Sie auch Bluthoch­druck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen und erhöhte Cholesterinwerte regelmäßig untersuchen und behandeln.

Vermeiden Sie außerdem Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum und Übergewicht.

Auch Menschen mit Depressionen und Schlafman­gel haben ein erhöhtes Risiko, ihre geistige Fitness einzubüßen.

Schwere Kopfverletzungen, zum Beispiel wiederholte Gehirnerschütterungen, können das Risiko ebenfalls verstärken.

 

Die wichtigsten Tipps auf einen Blick

 

 

Was gut für ihr Herz ist, ist auch gut für ihr Gehirn.

Dazu gehört auch, sich ausreichend zu bewegen — 150 Minuten pro Woche wären ideal

 

Lernen Sie Neues — auch im Alter.

Das fördert Ihre geistige Reserve. Egal ob ein Musikinstrument, eine Sprache oder der Umgang mit Computern, probieren Sie etwas Neues aus.

 

Orientieren Sie sich an der klassischen mediterranen Ernährung

Essen Sie viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüsse. Bevorzugen Sie Fisch an Stelle von rotem Fleisch.

 

Zu zweit oder in der Gruppe machen die vorgestellten Aktivitäten mehr Freude

Verabreden Sie sich zum Sport, zum Musizieren, zum Kartenspielen oder zum gemeinsamen Kochen. Suchen Sie sich Mitstreiter in Ihrer Familie, Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.

Erweitern Sie Ihr Umfeld: Gleichgesinnte finden Sie auch in Vereinen oder der Volkshochschule oder sozialen Netzwerken.

 

Integrieren Sie organisches Lernen in Ihren Alltag

Eine 10-minütige Feldenkrais Übung verschaltet neue Synapsen im Gehirn wie bei einem Kleinkind. 

 

Geben Sie auf sich acht und machen Sie regelmäßig einen Gesundheits-Check.

Lassen Sie Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker überprüfen. Genießen Sie Alkohol in Maßen und verzichten Sie auf Tabakkonsum.

 

Fazit

 

All diese Tipps und Hinweise haben Ihre Berechtigung. Dennoch verlangt niemand von Ihnen, dass Sie plötzlich Ihr ganzes Leben umkrempeln.

Gehen Sie langsam vor und setzen Sie sich nicht unter Druck. Überlegen Sie, welche Tipps Ihre Neugier wecken.

Wollen Sie wieder öfter mit dem Fahrrad unterwegs sein oder etwas Neues lernen? Haben Sie Interesse ein neues Rezept auszuprobieren, vielleicht gemeinsam mit Freunden?

Orientieren Sie sich an den Ratschlägen, die Ihnen die meiste Freude versprechen. Nehmen Sie sich für jeden Tag eine Kleinigkeit vor. Es ist nie zu spät, zu beginnen!

 

Genug gelesen? Dann legen Sie los!

Last Updated on Juni 27, 2017 by Dr. Ruth Mischnick